Catherine Gfeller – 2023

Catherine Gfeller ist eine Schweizer Künstlerin, die 1966 in Neuchâtel geboren wurde und heute mit ihrem Mann, dem Philosophen Bernard Salignon, und ihrer Tochter Clara in Paris und Südfrankreich lebt.

Seit über dreißig Jahren hat sie ihre Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen auf der ganzen Welt gezeigt (Saudi-Arabien, Südafrika, Deutschland, England, Argentinien, Belgien, Kanada, Chile, China, Kolumbien, USA, Frankreich, Holland, Israel, Italien, Slowenien, Schweiz, Ukraine).

Ihre Ausdrucksmittel sind Fotografie und Video. 1999 erhielt sie in Paris den Preis der HSBC-Stiftung für Fotografie und 2022 den Preis des Kulturministeriums.

Ihre Inspirationsquelle sind Reisen in die Ferne, Städte und Menschenmassen, unbewohnte Landschaften und Frauen in Bewegung. Sie interpretiert sie neu, indem sie “Multi-Kompositionen” schafft, die uns eine subjektive Sicht auf unser zeitgenössisches Leben bieten.

In ihren Museumsausstellungen lädt Catherine Gfeller die Besucher ein, durch großformatige Installationen in Form von Fotografien, Videoprojektionen, Klangstücken oder Objektskulpturen zu wandern. Die Betrachter tauchen inmitten eines sensorischen Universums ein, das zwischen Fiktion und Realität schwankt.

Ihre Aufenthalte in China haben sie besonders fasziniert, und sie hat sich für die Beschwörung der chinesischen Frau interessiert, die gleichzeitig zeitgenössisch und unvordenklich ist.

In ihrer Installation in Vullierens mit dem Titel La Gardienne du Temps (Die Hüterin der Zeit) würdigt Catherine Gfeller eine vergessene, verschwiegene Frau, eine verschwundene Mutter, die jedoch der Ursprung einer großen Blutlinie ist.

Durch die Vermischung von historischen Fakten und poetischer Erfindung erweckt Catherine Gfeller diese unbekannte Frau zum Leben – als ob sie Raum und Zeit durchquert hätte.

Sie stellt die chinesische Frau des berühmten Uhrenpioniers Edouard Bovet-de-Chine (1797-1849) dar und erfindet sie neu. Sie war die Mutter ihres Sohnes Edouard-Georges, der in Macao geboren wurde und später im Kanton Waadt lebte. Wir kennen weder die Identität dieser Frau noch ihre Geschichte, und auf dieses Rätsel gründete Catherine Gfeller ihr Projekt.

Die Hüterin der Zeit steht am Rande des Parks von Vullierens zwischen zwei Bäumen (ein Echo auf ein anderes Paar, Philemon und Baucis). Sie sucht den Horizont ab und nimmt ihren Platz ein, ihre Verankerung in ihrer Abstammung und ihrer persönlichen Geschichte.

Ein Zeichen für ihr Schicksal? Der Besitzer des Ortes heißt M. Bovet. Mit dem Koffer in der Hand und von weit her kommend, ist sie gut angekommen, unsere Lady Bovet. Schauen Sie, SIE IST DA, bereit, uns ein paar Worte zu sagen – kryptische Worte, die jeder interpretieren und sich zu eigen machen kann.

Die Doppelinstallation La Gardienne du Temps nimmt aufgrund ihrer Größe (5 Meter) und ihrer skulpturalen Technik in Zusammenarbeit mit Spezialisten einen besonderen Platz im Schaffen von Catherine Gfeller ein: Xavier Hool und Jacques Moinecourt.

Die Präsenz des Satzes ELLE EST LÀ zeigt den literarischen Aspekt ihres Werks, der in ihren Fotografien und Videos stets unterschwellig auftaucht, um die Gedanken ihrer Protagonisten oder der Künstlerin selbst auszudrücken, die sich – wie mit einem Augenzwinkern – an das Publikum wendet.